Gesundheitsversorgung & Pflege

Bayerns Bürgerinnen und Bürger haben eine zunehmend höhere Lebenserwartung. Dieser an sich positive Aspekt des demografischen Wandels stellt jedoch die Gesundheitsversorgung und Pflege vor große Herausforderungen. Der Anstieg älterer Bevölkerungsgruppen führt zu einem Anstieg von altersbedingten Krankheitsfällen und damit zu einer größeren Zahl von Personen, die auf medizinische Unterstützung angewiesen sind. Alter darf nicht mit Krankheit gleichgesetzt werden. Mit zunehmendem Alter steigt jedoch das Risiko für eine Erkrankung – fast jeder zweite Krankenhauspatient war älter als 65 Jahre. Aufgabe der Gesundheitspolitik ist es deshalb, Rahmenbedingungen zu schaffen, die auch der älteren Generation ein Leben in größtmöglicher Gesundheit und Selbstständigkeit ermöglichen. Dazu zählt beispielsweise die Bereitstellung einer angemessenen geriatrischen Versorgung sowie bedarfsgerechter Pflegeversorgung.

Gleichzeitig werden auch die medizinischen Fachkräfte – Ärzte, Pflegepersonal und Therapeuten – selbst zunehmend älter: Deshalb müssen vor allem für viele haus- und fachärztliche Praxen Nachfolger gefunden werden – gerade in Regionen, die vom Bevölkerungsrückgang betroffen sind, gefährdet dies eine flächendeckende medizinische Versorgung.

Altersmedizin (Geriatrie)

Die Altersmedizin verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz, der über eine rein organbezogene Behandlung hinausgeht

Die Altersmedizin – auch Geriatrie genannt – richtet sich an Menschen in einem höheren Lebensalter (überwiegend 70 Jahre und multimorbid (gleichzeitig an mehreren behandlungsbedürftigen Erkrankungen leidend) oder älter). Bei hochaltrigen Menschen liegt häufig eine erhöhte Instabilität des Gesundheitszustandes und Gebrechlichkeit vor.
Die Geriatrie verfolgt einen umfassenden Behandlungsansatz, der über eine rein organbezogene Behandlung hinausgeht. Die altersmedizinische Behandlung durch ein multiprofessionelles und interdisziplinäres Team umfasst nicht nur die körperlichen, sondern auch die geistigen, psychischen sowie sozialen Aspekte der Menschen und bezieht die An- und Zugehörigen mit ein. Die Altersmedizin zielt auch darauf ab, die Selbstständigkeit älterer Menschen möglichst lange zu erhalten und Pflegebedürftigkeit zu vermeiden.

Altersmedizin im Krankenhaus: Akutgeriatrie

Da die Anzahl der besonders vulnerablen alten und hochaltrigen Patientinnen und Patienten, die im Krankenhaus wegen alterstypischer Mehrfacherkrankungen versorgt werden müssen, stetig ansteigt, wurde im Auftrag der Bayerischen Staatsregierung das Fachprogramm "Akutgeriatrie" erarbeitet und im Jahr 2009 durch den Krankenhausplanungsausschuss verabschiedet. Ziel ist es, geriatrischen Patientinnen und Patienten bereits im Krankenhaus eine qualitativ besonders hochwertige Behandlung anbieten zu können. Dafür wurden strenge Kriterien im Bereich der Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität definiert, die eine akutgeriatrische Versorgung auf höchstem Niveau gewährleisten. Seit der Verabschiedung des Fachprogramms hat sich die Anzahl der akutgeriatrischen Betten in bayerischen Krankenhäusern mehr als verzehnfacht. 
Die Einrichtung von Akutgeriatrien dient der flächendeckenden Verankerung der Altersmedizin in Krankenhäusern und ergänzt mit der hausärztlichen Versorgung und der geriatrischen Rehabilitation die möglichst wohnortnahe, bedarfsgerechte, medizinische Versorgung geriatrischer Patientinnen und Patienten in Bayern. Zurzeit bilden ca. 120 akutgeriatrische Abteilungen mit insgesamt ca. 3.000 Betten ein tragfähiges Netz, um die flächendeckende Versorgung im Freistaat sicherzustellen.

Geriatrische Rehabilitation

Entsprechend dem sozialpolitischen Grundsatz "Rehabilitation vor Pflege" ist das Hauptziel der geriatrischen Rehabilitation, die Selbstständigkeit zu erhalten oder wiederzugewinnen und somit eine drohende Pflegebedürftigkeit abzumildern oder bestenfalls zu vermeiden. Die geriatrische Rehabilitation kann sich an eine Akutbehandlung im Krankenhaus anschließen oder auch als Maßnahme von Hausärztinnen und Hausärzten sowie niedergelassenen Fachärztinnen und Fachärzten verordnet werden. 

Mobile geriatrische Rehabilitation

Die mobile geriatrische Rehabilitation (MoGeRe) ist eine Sonderform der ambulanten geriatrischen Rehabilitation, die bei den Patientinnen und Patienten zu Hause durchgeführt wird. Sie erfolgt durch ein interdisziplinäres Team unter ärztlicher Leitung. Die mobile geriatrische Rehabilitation kommt für alte und hochaltrige Menschen in Frage, die neben den therapieleitenden Defiziten erhebliche funktionelle Beeinträchtigungen und einen komplexen Hilfebedarf haben (z. B. Menschen mit Demenz nach einem Sturz). Das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege fördert die Anfangsphase von Teams, welche mobile geriatrische Rehabilitationsleistungen erbringen, mit bis zu 25.000 Euro pro Team.

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