Wohnen & Bauen

Im Zuge des demografischen Wandels werden Menschen nicht nur älter, es ändern sich auch Familienmodelle und Lebensweisen über alle Lebensphasen hinweg. Von der ersten eigenen Single-Wohnung oder Wohngemeinschaft in jungen Erwachsenenjahren über ein familiengerechtes Heim bis hin zum barrierefreien und kleineren Wohnbedarf im Rentenalter werden die Anforderungen vielfältiger und individueller. Dies erfordert beim Bauen und Planen neue und innovative Wege. Denn die Aspekte der demografischen Entwicklung – Bevölkerungsrückgang, veränderte Altersstruktur, Zu- und Abwanderung – betreffen die gesamte Bandbreite der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen von Städten und Gemeinden. Die veränderten Rahmenbedingungen führen insbesondere zu Bedarfsänderungen, neuen Anforderungen an die Ausstattung von Bauwerken sowie sich wandelnden Bewertungen bei Standortentscheidungen bzw. Stadt- und Verkehrsplanungen.

Im Hinblick auf die langen Realisierungszeiträume und die langfristige Bindung erheblicher kommunaler Finanzmittel müssen die örtlichen Auswirkungen des demografischen Wandels frühzeitig berücksichtigt werden. Die realisierten Bauprojekte prägen unsere Städte und Gemeinden über Generationen. Nachträglich können diese in der Regel nur bedingt oder unter erheblichem Mittelaufwand zurückgebaut werden.

Etablierte Werkzeuge zur Gestaltung aktueller Herausforderung bieten die Städtebauförderung, die Programme der Wohnraumförderung und der experimentelle Wohnungsbau. Zeitgemäßes Flächenmanagement und die Berücksichtigung von Barrierefreiheit sind wichtige Teilaspekte. 
 

Experimenteller Wohnungsbau

Ziel ist es, gemeinsam mit der Wohnungswirtschaft zeitgemäße, soziale und bezahlbare Konzepte zu entwickeln

Seit 30 Jahren initiiert und fördert das Bayerische Bauministerium Modellvorhaben zu aktuellen Themen im Rahmen des experimentellen Wohnungsbaus. Ziel ist es, gemeinsam mit der Wohnungswirtschaft zeitgemäße, soziale und bezahlbare Konzepte zu entwickeln. Wohnraum, der für alle Generationen ohne Einschränkungen genutzt werden kann, ist seit Beginn der Modellvorhaben grundlegend. 2005 startete das Modellvorhaben "WAL – Wohnen in allen Lebensphasen" mit zwölf Pilotprojekten. Schwerpunkt ist die barrierefreie Gestaltung von Wohngebäuden mit innovativen Grundrissen und kreativ gestalteten Freiflächen sowie das Angebot optionaler Unterstützung der Mieterinnen und Mieter. Die Anforderungen an die Barrierefreiheit gingen deutlich über die damals gültigen Vorgaben hinaus. Einige Beispiele:
(Copyright der Projektdatenblätter: StMB, Referat 32 – Technische Angelegenheiten des Wohnungsbaus; Experimenteller Wohnungsbau)

Neubau in Bamberg / Gaustadt

In Nachbarschaft zu einem Alten- und Pflegeheim entstand eine Wohnanlage mit 29 senioren- und teilweise rollstuhlgerechten Wohnungen. Neben älteren Menschen finden in dem Pilotprojekt auch Familien, Alleinerziehende sowie Menschen mit körperlicher Behinderung ein Zuhause.

Neubau in Hof / Am Sigmundsgraben

Sehr zentrumsnah liegt der Komplex mit 34 Zwei- bis Fünf-Zimmer-Wohnungen. Im Erdgeschoss dient ein großzügiger Gemeinschaftsraum als Treffpunkt für die Hausgemeinschaft. Die Wohnungen sind senioren- und teilweise rollstuhlgerecht. Ein Aufzug zu den im Innenhof umlaufenden Laubengängen erschließt alle Ebenen schwellenfrei. Hier leben Menschen aller Altersgruppen und mit ganz unterschiedlichen Einkommen – ganz für sich und doch miteinander.

Umbau mit ergänzendem Neubau in Nürnberg / Dresdener Straße

Drei bestehende Laubenganghäuser aus den 1950er-Jahren wurden altersgerecht modernisiert und durch dreigeschossige Anbauten ergänzt. Dadurch entstanden barrierefreie Wohnungen unterschiedlicher Größe, eine Gästewohnung und ein Gemeinschaftsraum. Das Projekt erhielt eine besondere Anerkennung im Rahmen des Deutschen Bauherrenpreises 2009.

Umbau in Neu-Ulm / Wilhelmstraße

Das 2011 modernisierte Gebäude gewann sein neues Gesicht im Europan-8-Wettbewerb für junge Architektinnen und Architekten. Alle Wohnungen sind schwellenfrei zugänglich. Die Grundrisse der Wohnungen sind "hierarchiefrei". Das bedeutet, dass den Räumen keine bestimmte Funktion (klein = Kinderzimmer, mittelgroß = Schlafzimmer, groß = Wohnzimmer) zugeordnet wird. So eignen sie sich für eine große Bandbreite von Haushaltstypen und Altersgruppen.

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